Eremiten - Kosmopoliten
Kärnten war neben Wien der wichtigste Schauplatz moderner Malerei in Österreich. Kosmopolitisch veranlagte Künstler aus dem südlichsten (Bundes)Land Österreichs zog es von Anbeginn an in die europäischen Kunstmetropolen, wo sie wichtige Beiträge zur Entwicklung der modernen Malerei leisteten. Umgekehrt nutzten viele europäische und Kärntner Künstler, teilweise in eremitenhafter Abgeschiedenheit, die Ursprünglichkeit der bäuerlichen Lebenswelt Kärntens als Rohstoff ihrer künstlerischen Transformationen. Die Ausstellung zeigt mit ca. 400 Exponaten einen Überblick über den speziellen Kärntner Beitrag zur modernen Malerei.
Sowohl die expressionistischen Hauptwerke von Anton Kolig, Herbert Boeckl, Werner Berg und Jean Egger als auch der Aufbruch in die abstrakte Malerei nach 1945 durch Maria Lassnig, Arnulf Rainer, Hans Bischoffshausen und Hans Staudacher sind Schwerpunkte der Präsentation mit Bildern, Zeichnungen und Dokumenten von über vierzig Künstlern in und aus Kärnten. Die Schau ist auf vier Standorte aufgeteilt. Im Museum Modernen Kunst Kärnten wird die moderne Malerei von 1900 bis 1938 in fünfzehn Themenbereichen präsentiert. In der Stadtgalerie Klagenfurt wird die schwierige, aber auch spannende Phase der Moderne während des Zweiten Weltkriegs und des ersten Nachkriegsjahrzehnts gezeigt.
Am Beispiel der vielen und prominenten Künstlerfreundschaften von Werner Berg erhält man in der Werner Berg-Galerie Bleiburg Einblick in die wichtigen Netzwerke moderner Künstler, die ihren Unternehmungen die nötige Solidarität und kritische Reflexion lieferten. Und im Museum des Nötscher Kreises in Nötsch im Gailtal werden Beispiele der Internationalität moderner Kärntner Künstler anhand ihrer Reisen und Aufenthalte in Frankreich und am Mittelmeer präsentiert.
Expressionismus und Melancholie
Werner Berg-Galerie, Bleiburg
Die Kunst der Moderne war gleichermaßen zivilisationskritisch wie -euphorisch. Leben und Werk von Werner Berg zeigen, dass seine bewusste Abkehr vom urbanen Kunstbetrieb ungeahnte Produktionskräfte in selbstgewählter Abgeschiedenheit des Rutarhofes bei Gallizien freisetzte. Einen wichtigen Hintergrund dazu bildeten Bergs Künstlerfreundschaften, die in der Zusammenschau einen typischen Querschnitt jener künstlerischen Energien bieten, in deren Spannungsfeld Kärntner moderne Maler arbeiteten. In der Ausstellung wird das Oeuvre Werner Bergs in seinen wechselseitigen Beziehungen mit prominenten modernen Malern gezeigt, die mit ihm in Brief- und Besuchskontakt standen. Das reicht von der frühen Begeisterung für Emil Nolde und die Freundschaft mit Werner Scholz über Bergs akademischen Lehrer in Wien Karl Sterrer, die Studienkollegen Rudolf Szyszkowitz und Leopold Birstinger bis zu Herbert Boeckl, Alfred Kubin und Alfred Wickenburg. Der Querschnitt durch Bergs Künstlerfreundschaften bringt bedeutende Beispiele expressionistischer und sachlicher Malerei aus Deutschland und Österreich nach Bleiburg.