Kiki Kogelnik - Sonderausstellung
Die diesjährige Sonderausstellung steht im Zeichen des 75. Geburtstags der international bekannten Kärntner Künstlerin Kiki Kogelnik (1935 – 97), die in Bleiburg Ihre Jugend verbrachte und ab den 80er Jahren – neben New York und Wien - auch ein Atelier unterhielt.
Im Zentrum der Schau stehen ihre hangings in der Zeichnung, Skulptur und Malerei aus den 60er und frühen 70er Jahren, die zu Recht als herausragender Werkabschnitt im Oeuvre der Künstlerin angesehen werden und ihre Hochphase in der Pop Art untermauern. Die Gegenüberstellung mit Werner Bergs Holzschnitten evoziert einen spannungsreichen Dialog.
Werner Bergs Holzschnitte sind von einer konzentrierten Ausformulierung des druckgrafischen Mediums geprägt, die sich im puristischen Schwarz-Weiß der Formen und Flächen auf dem Papier niederschlägt. Seine Figurationen, stilisiert in ihrer formalen Erscheinung, zeugen von einer existentiellen Schwere des Lebens.
Vor allem Kogelniks zeichnerische Beispiele von 1970 lassen Gemeinsamkeiten in der reduziert verdichteten Darstellung des menschlichen Körpers hin zur schablonenhaften Form erkennen, sowie den Hang der beiden Künstler zu Tod und Vergänglichkeit nachvollziehen, wobei Kogelnik dem Tod immer mit einem gewissen Lächeln ins Auge blickt. Es sind scharf beißende zeichnerische Exempel gepaart mit einem Schuss Sozialkritik. So prangert die Künstlerin etwa das US-amerikanische Fiasko im Vietnamkrieg an, lässt den menschlichen Körper als schlaffe Haut mit seinen ausgeweideten Gedärmen über dem Kleiderhaken hängen, seziert ihn auf der Psychiaterbank, sodass ihm regelrecht die Luft ausgeht. Die Bilder sind meist mit ironischen Textkommentaren versehen. Das Jahr 1970 ist eines der produktivsten Jahre für Kogelniks zeichnerisches Oeuvre. Spontan und voller Ideen geht sie ans Werk, schafft pointierte Tuschezeichnungen, die jedoch stets mit ihren hanging-Installationen sowie Gemälden korrespondieren.
Kiki Kogelnik übersiedelt 1961 nach New York und verkehrt in den Kreisen der internationalen Pop-Art-Bewegung, ist befreundet mit Roy Lichtenstein und Claes Oldenburg, besucht Warhols Factory, macht bei Kunstevents als wandelndes Happening durch ihre spektakulären Outfits auf sich aufmerksam. Kiki selbst ist „pop“. 1962 entstehen ihre ersten Pop-Art-Bilder, basierend auf Scherenschnitten (Cut-Outs), die sie von ihren Künstlerfreunden anfertigt. Diese Umrisse transferiert sie auf Leinwand und setzt sie in Kombination mit dem von Lichtenstein adaptierten Benday-Dot-Verfahren um. Sie verwendet ausschließlich künstlich grelle Farben, die ein schillerndes optisches Spektakel auf der Bildfläche erzeugen.
In der zweiten Hälfte der 60er Jahre verselbständigen sich die Cut Outs der menschlichen Umrisse; sie werden aus dem Bild herausgenommen und transformieren sich zu schlaffen Schaumstoff- oder Plastikhäuten in bunter oder monochromer Farbgebung, die Kogelnik auf Wäscheleinen oder Kleiderständer anbringt. 1967 – im Rahmen ihrer Ausstellung Kunst kommt von künstlich in der Galerie nächst St. Stephan besetzt sie auch den öffentlichen Raum und präsentiert die ersten hangings aus Schaumstoff über eine Wäscheleine geworfen am Opernring und vor dem Oberen Belvedere: ein poppiger Kontrast zum historischen Stadtbild Wiens. Anfang der 70er Jahre integriert Kogelnik ihre hangings auch in die Malerei, schafft monumentale, stilisierte Figurenensembles. Die Ausstellung zeigt einen repräsentativen Querschnitt der hangings in den unterschiedlichen Medien.
Biographie Kiki Kogelnik (1935 - 1997)
1935 | Kiki Kogelnik wird am 22. Jänner 1935 in Graz geboren. Kindheit und Jugend verbringt sie mit ihrer Familie in der ländlichen Kleinstadt Bleiburg in Kärnten. |
1954 | Studium an der Hochschule für Angewandte Kunst in Wien |
1955 - 1958 | Studium an der Akademie der Bildenden Künste; Während ihrer Studienzeit zählt die Künstlerin zum Kreis der jungen Avantgarde um die Galerie St. Stephan. |
1959 | Aufenthalt in Paris, wo sie u. a. Cèsar, Riopelle und Sam Francis kennenlernt |
1961 | Einrichtung ihres Ateliers am Broadway in New York; Kontakte zu Pop-art Künstlern wie Roy Lichtenstein, Claes Oldenburg; Beginn der lebensgroßen, ausgeschnittenen Figuren, den „Cut-outs“ von Künstlerfreunden aus braunem Packpapier |
1966 | Längerer Aufenthalt in London; Heirat mit Dr. George Schwarz, Radiologe. |
1967 | Geburt von Sohn Mono in London; Rückkehr nach New York; Mit ihren kritischen Straßenszenen und der Ausstellung „Kunst kommt von künstlich“ in der Galerie nächst St. Stephan macht sie in Wien auf sich aufmerksam. |
1968 | Auf Warenhausständern en masse aufgereiht werden die „Cut-outs“ von Künstlerkollegen zu eigenständigen Skulpturen aus Vinyl, den „Hangings“. |
1969 | „Moon happening Apollo II“ in der Galerie nächst St. Stephan in Wien |
1971 | Kogelnik beginnt mit der Darstellung von Frauen in der Ästhetik von Werbung und Mode. |
1973 | Erste Retrospektive im Künstlerhaus Klagenfurt |
1978 | Kiki Kogelnik übersiedelt in ihr Atelier in die Lafayette Street, Noho. |
1986 | Die Installation „Broadway windows“ wird in den Schaufenstern der Washington Square East Galleries, Broadway, präsentiert. |
1987 | Ausbau des Ateliers in Bleiburg, Kärnten |
1995 | Anläßlich des 60. Geburtstags Kiki Kogelniks werden die „Venetian heads“ präsentiert. |
1996 | Das Museum für Angewandte Kunst in Wien präsentiert erstmals einen repräsentativen Überblick ihrer „Hangings“ aus den Jahren 1968 – 86. |
1997 | Kiki Kogelnik stirbt am 1. Februar in Wien und wird in Bleiburg beigesetzt. Die Stadt Bleiburg verleiht ihr die Ehrenbürgerschaft. Der Brunnen „Der Gesang“ wird nach detailierten Plänen der Künstlerin in Klagenfurt errichtet und am 30. September eröffnet. |
1998 | Kiki Kogelnik wird posthum das österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst verliehen und die Österreichische Galerie Belvedere würdigt ihr künstlerisches Schaffen mit einer umfassenden Retrospektive. |