Der windische Hahnenschrei
Werner Berg ist der Chronist der Kärntner Slowenen und ihrer Landschaft in einer nun zu Ende gegangenen Zeit geworden. Bei allem formalen Anspruch sind die Bilder Werner Bergs – seine Gemälde vielleicht mehr noch als seine Holzschnitte – zugleich Dokumente. Sie geben Zeugnis von einem Menschenschlag an der Grenze zwischen deutschem und slawischem Sprachraum und sie halten eine sich nur zögernd und allmählich aus alten agrarischen Bindungen lösende Existenzweise fest an der Wende der Zeiten.
Überwältigend eindrucksvoll tritt dieser Menschentypus im „Windischen Hahnenschrei“ von 1947 ins Bild. Unter dem Kruzifixus finden wir den sich erschrocken umblickenden Kleinhäusler oder Viehhändler, als hätten wir ihn bei irgendeiner Heimlichkeit überrascht. Dabei ist es nur der Hahn, der plötzlich seinen Schnabel aufreißt und wie wild zu krähen beginnt, der die Friedhofstille jäh unterbricht.
Das Eigenartige an diesem Bild wie an vielen anderen von Werner Berg, ist die Beziehung, in der Mensch und Landschaft miteinander verbunden sind. Tiefe Röte ist dem Mann ins Gesicht geschossen. Die gleiche Röte leuchtet von den Bergzügen im Hintergrund wider und vor dem morgendlichen Himmel darüber. Die ganze Natur errötet im Hahnenschrei. Wir finden die gleiche Kantigkeit in den Gesichtern wie in den Bergformationen, die gleiche eckige Sprödigkeit in den Bewegungen der Menschen wie in den Konturen der Berge, Bäume, Bänke Zäune. Mensch und Natur verweisen durch viele Zeichen aufeinander.