Schlachten II
Dieses Bild zeigt im kleinen Ausschnitt und in strengster formaler Behandlung das bäuerliche Welttheater. Der Saukopf hängt am Schragen von oben in das Bild, darunter die unbeteiligte Teilnahmslosigkeit darstellende, nach Futter pickende Henne. Wie das in sich zusammengekauerte schlechte Gewissen hockt die Katze, die Augen vor dem Grauen schließen wollend. Aufrecht und selbstherrlich – ein Richter, dem kein Leid nahe geht – beschließt der Hahn den rechten Bildrand. Sein Kamm ist wie ein herrschaftlicher Talar gefärbt, das grelle Rot des triefenden Blutes des getöteten Tieres wird hier noch einmal aufgenommen und zum purpurnen Zeichen der unbeeinflussbaren Macht. „Ecce Mundo – so ist die Welt“ scheint dieses Bild in Erinnerung des „Ecce Homo“ zu sagen.
In kompositorischer Hinsicht ist das Bild ein Musterbeispiel für Werner Bergs Gestaltung des Bildraumes. Die extreme Nahsicht – keines der Tiere, auch keiner der dargestellten Gegenstände ist nicht angeschnitten – zwingt den Betrachter unmittelbar in das Geschehen und verleiht diesem eher kleinen Bildformat monumentale Größe.
„Nahsichtigkeit und das damit verbundene „Beschneiden“ der Bildränder an scheinbar beliebigen Stellen bewirken eine Monumentalität der Darstellung. Diese steht einerseits im Spannungsverhältnis zu den relativ kleinen Abmessungen der Bilder, zum anderen entsteht ebenfalls ein Spannungsverhältnis zwischen dieser Monumentalität und dem Alltagscharakter der Themen. Ein anderes Stilmittel ist in diesem Zusammenhang die scheinbare Willkürlichkeit des Bildausschnitts. Viele Bilder Werner Bergs geben einen wie zufällig gewählten Ausschnitt der Wirklichkeit wieder, der ein Teil vom Ganzen – der Welt – ist“, schreibt Barbara Biller.