Davonschreitende
Werner Berg wird oft als ein später Nachfahre der Generation eines Kirchner, Heckels, Schmidt-Rottlufs oder Noldes genannt. Gerade im Holzschnitt, dieser „expressionistischsten“ Technik, unterscheidet er sich jedoch vom deutschen Expressionismus am gründlichsten. Nur 1931, ganz am Beginn seines Lebens auf dem Rutarhof, erfolgt eine direkte Anwendung expressionistischer Schnittführung. Einzig in diesen Blättern ist ihm auch der für seine Malerei so einflußreiche Nolde Vorbild, wird das fetzig-reißende Schneiden erprobt.
Den fahrig-nervösen Schnitt Kirchners, der dessen Holzschnitten vom Potsdamer Platz die hektische Spannung der Großstadt verleiht, hat Werner Berg niemals aufgenommen, ihm ging es seit seinen frühesten Jahren in Kärnten um das flächig-blockhafte Erfassen der menschlichen Figur. Die frühen, oft naiven Rundformen wichen dabei jedoch nach dem Krieg einer differenzierteren Erfassung des individuell Einmaligen, am gelungensten wohl in der „Davonschreitenden“, wo die Umrisse der dem Betrachter abgewandten Frau ein ganzes exemplarisches Schicksal vergegenwärtigen.